Wie beeinflusst traurige Musik unsere Gefühle?
Musik hilft uns in vielen Situationen. Bei Parties kommt mit der Musik Stimmung auf und besonders gute DJs können diese Stimmungen aufgreifen und vertiefen. Klar, dass keiner bei einer Party traurige Musik hören will – da geht es auf der Tanzfläche schon etwas poppiger und rockiger zu. In unserem Leben hören wir allerdings gern traurige Musik und wenn wir leiden und es uns schlecht geht, dann suhlen wir uns gern im Leid. Und dazu nehmen wir dann gern traurige Lieder zur Hand…Da kommt bei den zarten Klängen schon mal ein Kloß in den Hals und die Tränen in die Augen.
Warum wir so gern in trauriger Musik schwelgen und warum wir diese Traurigkeit – die wir eigentlich ja nicht wirklich wollen – in trauriger Musik suchen, haben zwei Forscher der FU Berlin erforscht und die Ergebnisse im Oktober 2014 bekannt gegeben. Wie beeinflußt die Musik unsere Gefühle und was genau lösen traurige Lieder in uns aus?
„Das Paradox traurige Musik“
Die Doktorandin Liila Taruffi und Psychologie-Professor Stefan Koelsch befragten in ihrer Online-Studie 772 Personen aus aller Welt zu ihren Musikvorlieben. Dabei mussten die Befragten insgesamt 76 Fragen beantworten, welche Musik sie generell gern, welche Musik sie in welcher Stimmung hören und schließlich, was diese Musik dann in ihnen auslöst. Und die Forscher fanden heraus, dass Menschen, die unter Kummer leiden, ganz häufig traurige Lieder hören. Und, dass die uns auch noch gut tun. Musik gegen Liebeskummer ist also im übertragenen Sinn wissenschaftlich erforscht und von den Wissenschaftlern im Fachmagazin Plos.One veröffentlicht worden.
„Traurigkeit ist in der Regel ein unerwünschtes Gefühl, dass wir im Alltag vermeiden“, so die Forscher. Die Studie untersuchte die unterschiedlichen Prinzipien, die durch traurige Musik hervorgerufen werden sowie deren Wechselwirkungen mit dem Menschen der sie hört. Dabei gibt es vier Möglichkeiten: Phantasie, Emotion, Empathie bzw. Einfühlungsvermögen oder auch keine „realen“ Auswirkungen.
Die Ergebnise: Traurige Musik kann uns gut tun. Fast alle Befragten gaben an, traurige Musik vor allem in Stresssituationen zu hören, wenn sie beispielsweise einen anderen Menschen vermissen. Und außerdem: Musikliebhaber scheinen emotionalere Menschen mit mehr Empathie zu sein als diejenigen, die selten Musik hören. Hilfreich sei traurige Musik, so die Studie, für Menschen mit einem sehr hohen Einfühlungsvermögen und geringer emotionaler Stabilität. Bei diesen Menschen kann traurige Musik die Stimmung sogar heben.
Warum traurige Musik?
Überraschender Weise gaben in dieser Studie die meisten Befragten an, die traurigen Songs aus Nostalgie-Gründen zu hören. Also gar nicht mal nur aus Traurigkeit und Trauer, sondern auch wegen der Erinnerungen. Zudem assoziieren viele Befragte diese Musik auch mit positiven Gefühlen wie Zärtlichkeit. „Das Hören trauriger Musik kann positive emotionale Effekte wie die Regulierung von negativen Gefühlen haben und Trost spenden“ schlussfolgern die beiden Wissenschaftler. Wir können beim Hören der traurigen Lieder unsere Gedanken schweifen lassen und haben das Gefühl unsere Emotionen mit jemandem zu teilen. Das kann auch für die Musiktherapie interessant sein. „Die Therapie mit trauriger Musik könnte darauf abzielen, das Wohlbefinden von gesunden Menschen zu stärken“, schreiben die Forscher, „aber auch bei der Behandlung von psychisch Kranken eingesetzt werden“.
Unsere traurigen Lieder
Traurige Musik ist also gut für uns. Und wir haben für Sie traurige Lieder in einer Liste zusammengestellt. Hören Sie rein und fühlen Sie den Trost. Wir drücken die Daumen, dass es Ihnen bald besser geht und das Vermissen nachlässt.